Die Villa Tugendhat wurde in den vergangenen zwei Jahren grundlegend renoviert und hat seinen Besuchern ab März mehrere Neuheiten zu bieten. Außer den Hauptwohnbereichen können Touristen von nun an die absolut einmalige Technikebene mit den raumlufttechnischen Anlagen, den „Anti-Kleidermottenraum“ für Pelzmäntel sowie die Wohnungen des Dienstpersonals besichtigen. Für Interessenten aus der Fachöffentlichkeit wird ein Forschungszentrum zur Verfügung stehen. Auch der Garten wurde komplett revitalisiert.
Zeitloser Solitär der modernen Architektur
Die Villa Tugendhat wurde im Jahr 1928 vom bedeutenden deutschen Architekten Ludwig Mies van der Rohe entworfen, der Auftrag stammte vom Brünner Textilfabrikanten Fritz Tugendhat. Der Bau wurde im Dezember 1930 fertig gestellt. Doch den Tugendhats war es nicht lange vergönnt, das Leben in dem an einem steilen Hang gelegenenen Haus im Brünner Schwarzfeldviertel (Černá Pole) zu genießen. Lediglich acht Jahre wurde das Haus von der Fabrikantenfamilie bewohnt, bis sie aus Furcht vor den Nazis im Jahr 1938 emigrierte. Während des Krieges wurde die Villa von den Deutschen beschlagnahmt, danach hausten darin Soldaten der Roten Armee. Nach dem Krieg wurde die Villa mehrere Male zweckentfremdet, zu Beginn der 80er Jahre ging sie in den Besitz der Stadt Brünn über und diente nach einer teilweisen Renovierung Repräsentationszwecken und als Unterkunft für Gäste. Im Jahr 1992 unterschrieben die Premierminister Václav Klaus und Vladimír Mečiar in der Villa das Abkommen über die Auflösung der Tschechoslowakei. Im Jahr 2001 wurde die Villa Tugendhat als einziges Denkmal der modernen Architektur in der Tschechischen Republik in die Liste für Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Das Einfamilienhaus hat nicht nur ob seiner Konstruktion und Raumteilung Architekturgeschichte geschrieben, sondern auch aufgrund seiner einzigartigen technischen Ausstattung, zu der Fenster, die elektrisch in den Boden versenkt werden konnten, eine raffinierte Klimaanlage oder auch eine Lichtschranke mit Fotozelle am Eingang gehörten. Die feierliche Eröffnung der Villa nach der Renovierung findet am 29. Februar statt, für die Öffentlichkeit steht die Villa am Samstag, den 3. März offen. Während der Besichtigung werden Sie unter anderem feststellen, dass man von hier aus einen wunderschönen Panorama-Blick auf die Stadt hat.
Weitere wichtige Denkmäler in Brünn
Das Zentrum Südmährens und die Bezirksstadt des Bezirks Südmähren mit rund 400 000 Bewohnern hat ihren Besuchern durchaus etwas zu bieten. Die Königsburg Spielberg (Špilberk) aus dem 13. Jahrhundert wurde im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts in eine barocke Festung umgebaut, die zum berüchtigtsten Gefängnis in der gesamten Habsburger Monarchie wurde und den Beinamen „Kerker der Nationen“ erhielt. Heute dient die Burg als Museum der Stadt Brünn mit zahlreichen Ausstellungen. Die Burg ist von einem weitläufigen Park umgeben und bietet einen interessanten Blick auf die Stadt. Die zweite Brünner Burg – Burg Eichhorn (Veveří) – erhebt sich in der wunderschönen Landschaft über der Brünner Talsperre (Brněnská přehrada). Es handelt sich um eine ehemalige Königs- und Jagdburg, die sowohl trockenen Fußes als auch zu Wasser besichtigt werden kann: Am Fuße der Burg befindet sich eine Anlegesteller für Dampfer.
Unerschrockenen Gemütern empfehlen wir einen Besuch der barocken Krypta im Souterrain des Kapuzinerklosters auf dem Kapuzinerplatz (Kapucínské náměstí). Das einmalige Lüftungssystem in dieser Gruft sorgte dafür, dass Leichname nicht verwesten, sondern als Mumien erhalten sind. Auf dem Mendelplatz (Mendlovo náměstí) steht die einzigartige Mariä Himmelfahrtskirche, die 1987 von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor erhoben wurde. Das älteste weltliche Bauwerk Brünns ist das Alte Rathaus mit dem bekannten krummen Türmchen, um das sich so manche Sage rankt, und dem berühmten Brünner „Drachen“, der im Durchgang des Turms hängt.
Haben Sie genug vom Sightseeing?
Nachdem Sie die wichtigsten Baudenkmäler besichtigt haben, empfehlen wir einen Besuch des herrlichen Brünner Messegeländes, wo Jahr für Jahr mehr als fünfzig Messen zu verschiedenen Themen stattfinden. Ein weiteres mögliches Ausflugsziel ist der zoologische Garten, der sich auf einer Fläche von 65 ha an den Hängen der Mniší hory im Stadtteil Brno – Bystrc erstreckt. Im Zoo werden über 200 Tierarten bzw. rund 800 Tiere gehalten. Ein beliebtes Naherholungsgebiet der Brünner im Sommer ist die Brünner Talsperre, wo man einfach nur entspannen, aber auch prima Sport treiben kann. Und wer ein echter Motorsportfan ist, wird sich gewiss nicht den nahe gelegenen Masaryk-Ring (Masarykův okruh), eine der modernsten Rennstrecken Mitteleuropas, entgehen lassen. Freuen Sie sich auf Backstage-Touren, Schaufahrten oder auch Inlineskating auf dem Ring.
Wenn der Abend noch jung ist
Im letzten Jahr gewann Brünn mit seinem Projekt Sichere Lokalität – Sicheres Wohnen den 1. Platz beim Urban Security Award. Sie können also unbesorgt abends durch die Straßen ziehen. Kehren Sie dabei auf jeden Fall in eines der vielen Restaurants ein, denn die mährische Küche ist ein echter Begriff. Unser Tipp: Genießen Sie zu regionalen Spezialitäten wie etwa Mährischer Spatz, Gulasch nach Znaimer Art, Vlčnover Dalken ein Glas Weißwein oder Rotwein aus Mähren. Nach einem guten Abendessen können Sie aus dem reichen Angebot an kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen wählen. In Brünn gibt es mehrere Theater, doch auch Konzertsäle und Clubs, die Musik aller Art bieten, freuen sich auf Ihren Besuch. Ein unvergessliches Erlebnis ist zweifellos der Genuss traditioneller mährischer Zimbalmusik und mährischer Volksmusik.
Lassen Sie sich vom Bezirk Südmähren begeistern
Flächenmäßig ist der Bezirk Südmähren der viertgrößte Bezirk der Tschechischen Republik, in Sachen Einwohnerzahl rangiert Südmähren unter den Regionen auf dem dritten Platz. Vier südmährische Stätten stehen auf der Liste für Weltkultur- und Weltnaturerbe der UNESCO, attraktiver Folklore- und Weintourismus runden das Angebot ab. In welche Richtung auch immer Sie sich in dieser Region aufmachen, Sie werden stets etwas zu bewundern haben. Unbedingt einen Besuch wert ist Burg Pernstein (Pernštejn), die als eine der schönsten Burgen Tschechiens gilt, die Kulturlandschaft von Lednice (Eisgrub)-Valtice (Feldsberg), der Mährische Karst sowie die Städte Znojmo, Hodonín und Strážnice.